Dr. Christine Haiden // DER RAUM DAZWISCHEN // MUSEUM ANGERLEHNER // 2024 // Foto: Pia Sternbauer
Mit den Bildern dieser Ausstellung kehren wir zurück in den Jänner und den Februar und in einen kühlen Sommer. Sehen und spüren Sie das? Blau, Grau, Antrazit, hie und da ein wenig Rosa oder Grün, Marie Ruprecht gönnt unseren Augen Aufenthalt. Sie müssen nicht rastlos über eine Fläche irren, sie können sich einlassen. Hier gibt es keine Botschaft, außer vielleicht der, ruhig zu werden, zu bleiben, zu verharren, der Wirkung nachzuspüren. Es ist die pure Natur, die uns in den neuen Werken der Künstlerin anspricht. Der einzige Mensch, der bei diesen Bildern wahrnehmbar ist, ist die Künstlerin selbst und auch sie nur indirekt, als Schöpferin des bereits Geschöpften, als impressionistische Expressionistin eines Innenraumes des Außenraumes.
Marie Ruprecht wohnt und arbeitet in Aschach an der Donau. Ihre täglichen Spaziergänge führen sie entlang des Treppelweges. Häuserzeilen und Uferlandschaften, die aufsteigenden Hügel des Mühlviertels, das Grün der Wälder und Wiesen, die Himmelsformationen in ihren ungeheuer vielfältigen Schattierungen von Weiß, Blau, Grau, Schwarz, und schließlich das Wasser, die Donau, die wie ein fließender Himmel unten das Oben aufnimmt.
Unsere Augen sehen das, unsere Sinne, unser Gemüt nimmt es auf. Wie durch ein Passepartout prägen sich der Künstlerin diese ständig wechselnden Stimmungen in der scheinbar immer gleichen Landschaft ein. Daheim in ihrem Atelier malt sie, was sich ihr vermittelt hat. Eine besondere Leinwand, die ihr bei einem Kunstsymposium in Wels im Vorjahr neue malerische Möglichkeiten eröffnet hat, findet dabei ihre Bestimmung. Sie ist die Materialität mit der die Immaterialität des Erlebens sich verbindet und neuen Ausdruck schafft. Sehr spontan und ohne Skizzen trägt Marie Ruprecht in mehreren, sehr nassen Schichten die Farben auf diese Leinwand. Das Ineinanderverfließen der Farben, die solcherart eine tragende Struktur aufbauen, entspricht dem Vorgang der künstlerischen Aneigung. So bilden sich Minimalismus und Fülle gemeinsam aus, bedingen einander und schließen einander nicht aus.
Als Doktorandin hat Marie Ruprecht sich das Thema „Strategien des Nichtdenkens in der Kunstproduktion“ gewählt. Ein halbes Jahr lang konnte sie in einem abgelegenen Landhaus in der Nähe von Tokio daran arbeiten. Bei Besuchen in Zenklöstern und der Beschäftigung mit der Philosophie des Zen entstanden für ihren späteren Weg starke Prägungen. Die Kunst des Weglassens als höchste Form der Konzentration, aber auch der Kunst, wie die japanische Tradition sie lehrt, entsprechen offenbar auch dem Wesen und der Intention der Künstlerin.
In ihren neuen Arbeiten forscht sie dem MA nach. MA ist ein japanischer Begriff, der nur sehr unzulänglich als Pause übersetzt werden kann. Für MA gibt es in unserer Sprache keine volle Entsprechung. Vielleicht auch, weil wir dieses MA nicht leben. Wie kann man es erklären? Als eine Pause, als ein Nichts, eine Leere, die aber in sich die Fülle der Möglichkeiten enthält. Dieses Innehalten, Leerwerdenlassen und Wahrnehmen von dem, was im Raum dazwischen ist, ist die Bedingung für Neues. Der Raum dazwischen ist der eigentliche Raum der Schöpfung. Er ist der Raum, der aus der Kommunikation entsteht, aus dem Aufnehmen des Gegenwärtigen. Wer genau schaut, nimmt diese Räume dazwischen auf, bewegt sich in ihnen, lässt sich auf sie ein, ohne sie besitzen oder festhalten zu wollen. Im Sein einfach sein, denn
alles ist immer schon da.
Auch die Landschaft ist immer schon da, die Natur in ihrer Vielschichtigkeit. Als Ergänzung zu den gemalten Werken schafft Marie Ruprecht derzeit auch plastische Wahrnehmungen der Natur. Sie gießt verlassene Vogelnester oder leere Bienenwaben mit Porzellan aus. Durch diesen Negativraum kann man das Innenleben einer uns sonst verschlossenen oder nur sehr flüchtig betrachteten Welt wahrnehmen. Sie ist nicht für uns bestimmt, und dennoch können wir uns durch diese natürlichen Habitate anderen Lebewesen nahe fühlen, uns in ihnen bewegen, zumindest mit den Augen. Wir sehen mit welcher architektonischen Akribie diese Tiere am Werk sind, wie kunstvoll sie sich einen Rückzugsraum schaffen. Um Rückzugsräume geht es der Künstlerin auch mit ihren neuen Arbeiten. Wie kann man Menschen zur Ruhe führen, welche Wege gibt, welche Möglichkeiten, Ruhe zu finden. Ihre Bilder sind ein Versuch, im Raum dazwischen Ruheräume zu schaffen, den Horizont zu weiten, „Blickfenster in einen Ruheraum“ zu sein. Diese Blickfenster sind, wie Kenner des Werkes von Marie Ruprecht auffallen wird, für diese Ausstellung überraschend groß geworden. Heinz Angerlehner hat sie dazu animiert und der Ausstellungsraum diese Intention noch verstärkt. In einem extra angemieteten Atelier der Künstlerin sind diese Arbeiten in einem intensiven Prozess innerhalb weniger Monate entstanden. Man kann sie auch als Tagebuch der Künstlerin lesen, als Aufbruch aus vertrauten Formaten, als Weiterentwicklung ihrer Formensprache, die zuletzt ganz dem Kreis zugewandt war.Nicht zuletzt ist Marie Ruprecht auch eine ästhetisch sehr behutsame und ausgewogene Künstlerin. Sie tariert fein aus, was es braucht, um den Raum dazwischen zu zeigen, ohne ihn bloßzustellen. Sie lässt uns sein, mit uns, mit ihren Bildern, mit dem, was ist, mit dem, was dazwischen ist, dem, was nicht ist, und dem,
was möglich wird.
Ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg und Marie Ruprecht für ihren weiteren Weg alles Gute, und viel MA.
Marie Ruprecht wohnt und arbeitet in Aschach an der Donau. Ihre täglichen Spaziergänge führen sie entlang des Treppelweges. Häuserzeilen und Uferlandschaften, die aufsteigenden Hügel des Mühlviertels, das Grün der Wälder und Wiesen, die Himmelsformationen in ihren ungeheuer vielfältigen Schattierungen von Weiß, Blau, Grau, Schwarz, und schließlich das Wasser, die Donau, die wie ein fließender Himmel unten das Oben aufnimmt.
Unsere Augen sehen das, unsere Sinne, unser Gemüt nimmt es auf. Wie durch ein Passepartout prägen sich der Künstlerin diese ständig wechselnden Stimmungen in der scheinbar immer gleichen Landschaft ein. Daheim in ihrem Atelier malt sie, was sich ihr vermittelt hat. Eine besondere Leinwand, die ihr bei einem Kunstsymposium in Wels im Vorjahr neue malerische Möglichkeiten eröffnet hat, findet dabei ihre Bestimmung. Sie ist die Materialität mit der die Immaterialität des Erlebens sich verbindet und neuen Ausdruck schafft. Sehr spontan und ohne Skizzen trägt Marie Ruprecht in mehreren, sehr nassen Schichten die Farben auf diese Leinwand. Das Ineinanderverfließen der Farben, die solcherart eine tragende Struktur aufbauen, entspricht dem Vorgang der künstlerischen Aneigung. So bilden sich Minimalismus und Fülle gemeinsam aus, bedingen einander und schließen einander nicht aus.
Als Doktorandin hat Marie Ruprecht sich das Thema „Strategien des Nichtdenkens in der Kunstproduktion“ gewählt. Ein halbes Jahr lang konnte sie in einem abgelegenen Landhaus in der Nähe von Tokio daran arbeiten. Bei Besuchen in Zenklöstern und der Beschäftigung mit der Philosophie des Zen entstanden für ihren späteren Weg starke Prägungen. Die Kunst des Weglassens als höchste Form der Konzentration, aber auch der Kunst, wie die japanische Tradition sie lehrt, entsprechen offenbar auch dem Wesen und der Intention der Künstlerin.
In ihren neuen Arbeiten forscht sie dem MA nach. MA ist ein japanischer Begriff, der nur sehr unzulänglich als Pause übersetzt werden kann. Für MA gibt es in unserer Sprache keine volle Entsprechung. Vielleicht auch, weil wir dieses MA nicht leben. Wie kann man es erklären? Als eine Pause, als ein Nichts, eine Leere, die aber in sich die Fülle der Möglichkeiten enthält. Dieses Innehalten, Leerwerdenlassen und Wahrnehmen von dem, was im Raum dazwischen ist, ist die Bedingung für Neues. Der Raum dazwischen ist der eigentliche Raum der Schöpfung. Er ist der Raum, der aus der Kommunikation entsteht, aus dem Aufnehmen des Gegenwärtigen. Wer genau schaut, nimmt diese Räume dazwischen auf, bewegt sich in ihnen, lässt sich auf sie ein, ohne sie besitzen oder festhalten zu wollen. Im Sein einfach sein, denn
alles ist immer schon da.
Auch die Landschaft ist immer schon da, die Natur in ihrer Vielschichtigkeit. Als Ergänzung zu den gemalten Werken schafft Marie Ruprecht derzeit auch plastische Wahrnehmungen der Natur. Sie gießt verlassene Vogelnester oder leere Bienenwaben mit Porzellan aus. Durch diesen Negativraum kann man das Innenleben einer uns sonst verschlossenen oder nur sehr flüchtig betrachteten Welt wahrnehmen. Sie ist nicht für uns bestimmt, und dennoch können wir uns durch diese natürlichen Habitate anderen Lebewesen nahe fühlen, uns in ihnen bewegen, zumindest mit den Augen. Wir sehen mit welcher architektonischen Akribie diese Tiere am Werk sind, wie kunstvoll sie sich einen Rückzugsraum schaffen. Um Rückzugsräume geht es der Künstlerin auch mit ihren neuen Arbeiten. Wie kann man Menschen zur Ruhe führen, welche Wege gibt, welche Möglichkeiten, Ruhe zu finden. Ihre Bilder sind ein Versuch, im Raum dazwischen Ruheräume zu schaffen, den Horizont zu weiten, „Blickfenster in einen Ruheraum“ zu sein. Diese Blickfenster sind, wie Kenner des Werkes von Marie Ruprecht auffallen wird, für diese Ausstellung überraschend groß geworden. Heinz Angerlehner hat sie dazu animiert und der Ausstellungsraum diese Intention noch verstärkt. In einem extra angemieteten Atelier der Künstlerin sind diese Arbeiten in einem intensiven Prozess innerhalb weniger Monate entstanden. Man kann sie auch als Tagebuch der Künstlerin lesen, als Aufbruch aus vertrauten Formaten, als Weiterentwicklung ihrer Formensprache, die zuletzt ganz dem Kreis zugewandt war.Nicht zuletzt ist Marie Ruprecht auch eine ästhetisch sehr behutsame und ausgewogene Künstlerin. Sie tariert fein aus, was es braucht, um den Raum dazwischen zu zeigen, ohne ihn bloßzustellen. Sie lässt uns sein, mit uns, mit ihren Bildern, mit dem, was ist, mit dem, was dazwischen ist, dem, was nicht ist, und dem,
was möglich wird.
Ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg und Marie Ruprecht für ihren weiteren Weg alles Gute, und viel MA.
DR. CHRISTINE HAIDEN VORSITZENDE LANDESKULTURBEIRAT OÖ
Werkbesprechung Lisa Ortner Kreil & Marie Ruprecht // TIME TO IMAGINE // Dokumentationszentrum für moderne Kunst Niederösterreich // 2023 // Foto: Antonia Riederer
Marie Ruprechts Medien sind Malerei, Kleinskulptur, Fotografie und Film. Sie lädt sich, wie sie mir im Vorfeld erzählt hat, gerne den Zufall ein bei ihren Bildfindungen. Die Weltall-Aufnahmen, die das James Webb Teleskop seit kurzem liefert, sind eine große Inspiration. Es sind galaktische Landschaften, die sich hier eröffnen, schwarze Löcher, die aufreißen. Ein besonderes Interesse an der Materialität und monochrome Farbgebung sind charakteristisch für die Künstlerin: Mit schwarzer Farbe und viel Wasser bringt Marie Ruprecht viele verschiedene Schichten auf grobes belgisches Leinen auf und arbeitet sich so an die Dunkelheit heran. Die Künstlerin ist stark beeinflusst von fernöstlicher Zen-Malerei und dem Freiwerden von der Bezogenheit auf das eigene Ich. In der Ausstellung präsentiert sie auch eine Arbeit aus geschnittenen Baumscheiben, die sie nach einer japanischen Technik verkohlt bzw. karbonisiert hat, aus der ausgebürsteten Kohle entstanden wiederum kleine Malereien: „Mit sehr wenig sehr viel“ ist die Prämisse von Marie Ruprecht.
Dr. Lisa Ortner-Kreil - Kunsthistorikerin und Kuratorin - Kunstforum Wien
Es ist der Wechsel in der Beständigkeit, die Beständigkeit des Wechsels, der konsequent gesetzte Rhythmus, der zur Veränderung führt: die Spuren des Lebens als formende Beschreibungen der andauernden Bewegung der Beständigkeit. Diese manifestieren sich in der Haut der Lebewesen, den Rinden der Bäume, den Geländefurchen. Sie zeigen sich als Verwerfungen, Eingrabungen, Schichtungen, als teilweise geöffnete Bedeckungen und Aufstülpungen, die - unter anderem - dem Licht erst ermöglichen, Schattenzonen entstehen zu lassen und somit auch Unterscheidungen. Es ist die Beständigkeit des Wechsels von Tag und Nacht - so eine der zentralen thematischen Überschriften zur begrifflichen Annäherung an das künstlerische Werk von Marie Ruprecht.
In sensibler Verbindung von Materialauswahl und gestaltender Intervention entstehen Objekte als Zeichensetzung der Spurensuche, als Wegmarkierung zur weiteren Findung. Als behutsamer Impuls zur Kontemplation feiner Energieverschiebungen können diese Kunstwerke ebenso den Anspruch erheben, wie auch als Weg bestimmende Interpretation grundsätzlicher kultureller Haltungen des Menschen. Bei aller Fragilität und Zartheit präsentieren sie sich dennoch sehr selbstbewusst und durchaus bestimmend - dies vor allem aufgrund ihrer formalen Präzision und einer grundgelegten Sauberkeit der künstlerischen Aussage: eine Haltung, die fernöstliche Kulturschulungen deutlich erkennbar macht .
In diesem Sinne können die Interpretationsbögen zu diesen Werken durchaus größer gezogen werden: "Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag" (Konfuzius) - und wohl auch jede Nacht, wäre hier wohl zu ergänzen. Das künstlerische Denken und Handeln als konsequente Synthese wie es Marie Ruprecht vorstellt, ist punktgenaue Konzentration und zugleich stets umfassender erfahrbarer Zusammenhang des prinzipiell Lebendigen. Diese Werke sind Landschaften als summarischer Zusammenhang, der für etwas Größeres steht als für die Summe der Einzelspur, es sind Existenzen zwischen Erfahrung und Bestimmung, die den Menschen beständig im Wechsel von Tag und Nacht als Lebenspartner herausfordern und doch von ihm selbst stets mitgestaltet werden: als Umwelt und Innenwelt zugleich. Die Wegmöglichkeit einer künstlerischen Berührung des Lebens wird in diesen Werkstücken genau so deutlich wie die große Herausforderung, Kunst in diesen Lebenswegrhythmus möglichst tief und direkt einzusetzen.
In sensibler Verbindung von Materialauswahl und gestaltender Intervention entstehen Objekte als Zeichensetzung der Spurensuche, als Wegmarkierung zur weiteren Findung. Als behutsamer Impuls zur Kontemplation feiner Energieverschiebungen können diese Kunstwerke ebenso den Anspruch erheben, wie auch als Weg bestimmende Interpretation grundsätzlicher kultureller Haltungen des Menschen. Bei aller Fragilität und Zartheit präsentieren sie sich dennoch sehr selbstbewusst und durchaus bestimmend - dies vor allem aufgrund ihrer formalen Präzision und einer grundgelegten Sauberkeit der künstlerischen Aussage: eine Haltung, die fernöstliche Kulturschulungen deutlich erkennbar macht .
In diesem Sinne können die Interpretationsbögen zu diesen Werken durchaus größer gezogen werden: "Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag" (Konfuzius) - und wohl auch jede Nacht, wäre hier wohl zu ergänzen. Das künstlerische Denken und Handeln als konsequente Synthese wie es Marie Ruprecht vorstellt, ist punktgenaue Konzentration und zugleich stets umfassender erfahrbarer Zusammenhang des prinzipiell Lebendigen. Diese Werke sind Landschaften als summarischer Zusammenhang, der für etwas Größeres steht als für die Summe der Einzelspur, es sind Existenzen zwischen Erfahrung und Bestimmung, die den Menschen beständig im Wechsel von Tag und Nacht als Lebenspartner herausfordern und doch von ihm selbst stets mitgestaltet werden: als Umwelt und Innenwelt zugleich. Die Wegmöglichkeit einer künstlerischen Berührung des Lebens wird in diesen Werkstücken genau so deutlich wie die große Herausforderung, Kunst in diesen Lebenswegrhythmus möglichst tief und direkt einzusetzen.
DR. Peter Assmann - KUNSTHISTORIKER - Museumsleiter
Marie Ruprecht arbeitet in Werkgruppen, die technisch perfekt ausgefeilt und ebenso experimentell ihre individuelle Weltsicht aufzeigen. Im Sinne einer Spurensicherung dokumentiert sie Gegenstände des täglichen Gebrauchs und damit auch Alltagsgeschichten. Marie Ruprecht schafft Gedankenräume mit Objekten, die uns manchmal sehr vertraut sind, aber in ihrer fragmentarischen Reproduktion gerne rätselhaft und spannend bleiben. Oftmals konservieren sie einen Moment und betonen dadurch ihre Zeitlosigkeit. Die minimalistische, formale Umsetzung kann den Inhalt nicht besser transportieren: ohne farbige Opulenz sensibilisiert uns das Werk Marie Ruprechts. Das Locard´sche Prinzip besagt, dass bei Berührung zweier Gegenstände an beiden immer eine Spur zurückbleibt. Dies gilt nicht nur für ihr Arbeitsprinzip, sondern im übertragenen Sinn auch für uns Betrachter in der Auseinandersetzung mit der Kunst Marie Ruprechts.
MAG. ANDREAS STROHHAMMER - LENTOS KUNSTMUSEUM
Marie Ruprechts Arbeiten vereinen sich meist in Werkgruppen. Ihre künstlerische Arbeitsweise ist geprägt von ihrer Liebe zum Experiment in Hinblick auf das verwendete Material. Das Ausprobieren neuer künstlerischer Techniken gehört wie selbstverständlich zu ihrem künstlerischen Habitus. Die Besonderheiten der jeweiligen Techniken fließen in die visuelle Gestaltung mit ein. Ruprechts Werke schaffen Gedankenräume, denen es als Betrachtende nachzuspüren gilt. Die Umsetzung ist dabei oft minimalistisch und reduziert, dennoch finden sich Elemente des Vertrauten in ihnen und lassen uns in unserer Betrachtung innehalten.
MAG. MARGOT NAZZAL - LEITUNG DIREKTION KULTUR UND GESELLSCHAFT LAND OBERÖSTERREICH
Marie Ruprechts Arbeiten sind als eine Umdeutung interpretierbar: Landschaften und Horizonte – Fenster in die Welt – verschmelzen zu einer Einheit, stehen für sich selbst, sind sich selbst genug.
Die Natur ist sich in diesen Bildern selbst genug – und gerade durch diese selbstbewusste Haltung, die keiner Hinterfragung bedarf, erhalten die Bilder etwas Zaubrisches. Mit den Prägedrucken von Marie Ruprecht daneben führt uns die Künstlerin wieder näher an die Dinge heran und errichtet doch – wie schon in den Landschaftsdarstellungen auf Leinen – wieder etwas geheimnisvoll Anmutendes, Rätselhaftes rund um sie – ganz so wie es auch das verfitzte Dinge Odradek umgibt, in Franz Kafkas Geschichte. Ein Ding, das ein Eigenleben entwickelt bzw. selbst zum Leben erwacht, dessen Funktionalität schwer zu entschlüsseln ist. Sie finden Odradek übrigens auch hier in dieser Ausstellung wieder, wie er sich als Löffel ausgibt und sich zu einem Bild von Antonia Riederer gesellt.
Diese ihnen in dieser Ausstellung zugeschriebene Fähigkeit, sich zu verändern, sich aufzulösen, gleichzeitig an unterschiedlichen Orten zu sein, uns sowohl immaterielle Erinnerung, Traum, Sehnsucht als auch Angreifbares zu sein, das an unserer Seite bleibt – verleiht den Dingen etwas Lebendiges, etwas Eigenständiges, das wir als Menschen, die wir uns ja nur zu oft als die einzigen fühlenden, denkenden, sprechenden und dadurch mit Rechten ausgestatteten Lebewesen anerkennen, gerne übersehen oder negiert. Hier wird ein weiterer Zugang erkennbar in dieser Ausstellung, der beide Künstlerinnen vereint – die Fähigkeit zu erkennen, dass die vielleicht auf den ersten Blick unscheinbaren Dinge jene sind, die uns im Leben begleiten, erinnern, wichtig sind, auch retten können. Und dass sie es deshalb wert sind, sich mit ihnen mehr als sonst üblich in Bezug zu setzen. Das vollführt Marie Ruprecht mit ihrer Serie „Die Welt der Dinge“, auf denen sie mit einem Pinselstrich Dinge – und zwar ohne Blick von ihnen abzuwenden – auf Papier bringt, die sich zum Zeitpunkt des Arbeitens in unmittelbarer Nähe befanden: eine Schere, Werkzeuge, ein Schreibtisch etc. Die Künstlerin selbst beschreibt es als eine äußerst intensive Übung, eine Zen Übung fast, mit diesen Dingen in einen Dialog zu treten, sie zu erkennen, und ihre Seele zu Papier zu bringen. Und mit diesem sehr schönen Gedanken möchte ich schließen – sich einzulassen auf die Arbeiten hier in dieser Ausstellung und ein Stück Seele zu erkennen, und wenn es auch nur die eigene sein mag, die sich spiegelt.
Die Natur ist sich in diesen Bildern selbst genug – und gerade durch diese selbstbewusste Haltung, die keiner Hinterfragung bedarf, erhalten die Bilder etwas Zaubrisches. Mit den Prägedrucken von Marie Ruprecht daneben führt uns die Künstlerin wieder näher an die Dinge heran und errichtet doch – wie schon in den Landschaftsdarstellungen auf Leinen – wieder etwas geheimnisvoll Anmutendes, Rätselhaftes rund um sie – ganz so wie es auch das verfitzte Dinge Odradek umgibt, in Franz Kafkas Geschichte. Ein Ding, das ein Eigenleben entwickelt bzw. selbst zum Leben erwacht, dessen Funktionalität schwer zu entschlüsseln ist. Sie finden Odradek übrigens auch hier in dieser Ausstellung wieder, wie er sich als Löffel ausgibt und sich zu einem Bild von Antonia Riederer gesellt.
Diese ihnen in dieser Ausstellung zugeschriebene Fähigkeit, sich zu verändern, sich aufzulösen, gleichzeitig an unterschiedlichen Orten zu sein, uns sowohl immaterielle Erinnerung, Traum, Sehnsucht als auch Angreifbares zu sein, das an unserer Seite bleibt – verleiht den Dingen etwas Lebendiges, etwas Eigenständiges, das wir als Menschen, die wir uns ja nur zu oft als die einzigen fühlenden, denkenden, sprechenden und dadurch mit Rechten ausgestatteten Lebewesen anerkennen, gerne übersehen oder negiert. Hier wird ein weiterer Zugang erkennbar in dieser Ausstellung, der beide Künstlerinnen vereint – die Fähigkeit zu erkennen, dass die vielleicht auf den ersten Blick unscheinbaren Dinge jene sind, die uns im Leben begleiten, erinnern, wichtig sind, auch retten können. Und dass sie es deshalb wert sind, sich mit ihnen mehr als sonst üblich in Bezug zu setzen. Das vollführt Marie Ruprecht mit ihrer Serie „Die Welt der Dinge“, auf denen sie mit einem Pinselstrich Dinge – und zwar ohne Blick von ihnen abzuwenden – auf Papier bringt, die sich zum Zeitpunkt des Arbeitens in unmittelbarer Nähe befanden: eine Schere, Werkzeuge, ein Schreibtisch etc. Die Künstlerin selbst beschreibt es als eine äußerst intensive Übung, eine Zen Übung fast, mit diesen Dingen in einen Dialog zu treten, sie zu erkennen, und ihre Seele zu Papier zu bringen. Und mit diesem sehr schönen Gedanken möchte ich schließen – sich einzulassen auf die Arbeiten hier in dieser Ausstellung und ein Stück Seele zu erkennen, und wenn es auch nur die eigene sein mag, die sich spiegelt.