TAG & NACHT
LEBZELTERHAUS - Galerie der Stadt Vöcklabruck
GALERIE DER STADT VÖCKLABRUCK im Lebzelterhaus
Hinterstadt 13 - 15 | 4840 Vöcklabruck
Geöffnet: Mo - Sa 10.00 - 13.00 Uhr
Eröffnungsabend Mo. 20. September 2021 ab 19.00 Uhr
Einführung durch Kulturreferentin Vizebgm. Karin Eidenberger
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Lange Museumsnacht am Sa. 2. Okt. 2021, 18 - 24 Uhr
Ausstellungsdauer: 21. Sept. - 2. Okt. 2021
Es ist der Wechsel in der Beständigkeit, die Beständigkeit des Wechsels, der konsequent gesetzte Rhythmus, der zur Veränderung führt: die Spuren des Lebens als formende Beschreibungen der andauernden Bewegung der Beständigkeit. Diese manifestieren sich in der Haut der Lebewesen, den Rinden der Bäume, den Geländefurchen. Sie zeigen sich als Verwerfungen, Eingrabungen, Schichtungen, als teilweise geöffnete Bedeckungen und Aufstülpungen, die - unter anderem - dem Licht erst ermöglichen, Schattenzonen entstehen zu lassen und somit auch Unterscheidungen. Es ist die Beständigkeit des Wechsels von Tag und Nacht - so eine der zentralen thematischen Überschriften zur begrifflichen Annäherung an das künstlerische Werk von Marie Ruprecht.
In sensibler Verbindung von Materialauswahl und gestaltender Intervention entstehen Objekte als Zeichensetzung der Spurensuche, als Wegmarkierung zur weiteren Findung. Als behutsamer Impuls zur Kontemplation feiner Energieverschiebungen können diese Kunstwerke ebenso den Anspruch erheben, wie auch als Weg bestimmende Interpretation grundsätzlicher kultureller Haltungen des Menschen. Bei aller Fragilität und Zartheit präsentieren sie sich dennoch sehr selbstbewusst und durchaus bestimmend - dies vor allem aufgrund ihrer formalen Präzision und einer grundgelegten Sauberkeit der künstlerischen Aussage: eine Haltung, die fernöstliche Kulturschulungen deutlich erkennbar macht .
In diesem Sinne können die Interpretationsbögen zu diesen Werken durchaus größer gezogen werden: "Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag" (Konfuzius) - und wohl auch jede Nacht, wäre hier wohl zu ergänzen. Das künstlerische Denken und Handeln als konsequente Synthese wie es Marie Ruprecht vorstellt, ist punktgenaue Konzentration und zugleich stets umfassender erfahrbarer Zusammenhang des prinzipiell Lebendigen. Diese Werke sind Landschaften als summarischer Zusammenhang, der für etwas Größeres steht als für die Summe der Einzelspur, es sind Existenzen zwischen Erfahrung und Bestimmung, die den Menschen beständig im Wechsel von Tag und Nacht als Lebenspartner herausfordern und doch von ihm selbst stets mitgestaltet werden: als Umwelt und Innenwelt zugleich. Die Wegmöglichkeit einer künstlerischen Berührung des Lebens wird in diesen Werkstücken genau so deutlich wie die große Herausforderung, Kunst in diesen Lebenswegrhythmus möglichst tief und direkt einzusetzen.
Dr. Peter Assmann - Kunsthistoriker, Museumsleiter, Schriftsteller und bildender Künstler
Die in der Ausstellung TAG & NACHT gezeigten Werke sind in der Auseinandersetzung mit dem immer wiederkehrenden Rhythmus der Tag- und Nachtzeiten entstanden. Inmitten der Pandemie, in einer Zeit, in der wenig so geblieben ist wie zuvor, war der immer wiederkehrende Rhythmus von Tag und Nacht und die damit verbundenen Rituale und Handlungen eine wichtige unverrückbare Konstante, die für uns alle gleich geblieben ist. Den Rhythmen der Zeit folgende Rituale lassen sich als symbolische Techniken der Einhausung definieren. Sie verwandeln das IN DER WELT SEIN in ein IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN.
Rituale machen aus der Welt einen verlässlichen Ort. Sie sind in der Zeit das, was im Raum eine Wohnung ist. Sie machen die Zeit bewohnbar. Ja, sie machen sie begehbar wie ein Haus. Sie ordnen die Zeit, richten sie ein.
Byung Chul Han, Vom Verschwinden der Rituale: Eine Topologie der Gegenwart
Hinterstadt 13 - 15 | 4840 Vöcklabruck
Geöffnet: Mo - Sa 10.00 - 13.00 Uhr
Eröffnungsabend Mo. 20. September 2021 ab 19.00 Uhr
Einführung durch Kulturreferentin Vizebgm. Karin Eidenberger
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Lange Museumsnacht am Sa. 2. Okt. 2021, 18 - 24 Uhr
Ausstellungsdauer: 21. Sept. - 2. Okt. 2021
Es ist der Wechsel in der Beständigkeit, die Beständigkeit des Wechsels, der konsequent gesetzte Rhythmus, der zur Veränderung führt: die Spuren des Lebens als formende Beschreibungen der andauernden Bewegung der Beständigkeit. Diese manifestieren sich in der Haut der Lebewesen, den Rinden der Bäume, den Geländefurchen. Sie zeigen sich als Verwerfungen, Eingrabungen, Schichtungen, als teilweise geöffnete Bedeckungen und Aufstülpungen, die - unter anderem - dem Licht erst ermöglichen, Schattenzonen entstehen zu lassen und somit auch Unterscheidungen. Es ist die Beständigkeit des Wechsels von Tag und Nacht - so eine der zentralen thematischen Überschriften zur begrifflichen Annäherung an das künstlerische Werk von Marie Ruprecht.
In sensibler Verbindung von Materialauswahl und gestaltender Intervention entstehen Objekte als Zeichensetzung der Spurensuche, als Wegmarkierung zur weiteren Findung. Als behutsamer Impuls zur Kontemplation feiner Energieverschiebungen können diese Kunstwerke ebenso den Anspruch erheben, wie auch als Weg bestimmende Interpretation grundsätzlicher kultureller Haltungen des Menschen. Bei aller Fragilität und Zartheit präsentieren sie sich dennoch sehr selbstbewusst und durchaus bestimmend - dies vor allem aufgrund ihrer formalen Präzision und einer grundgelegten Sauberkeit der künstlerischen Aussage: eine Haltung, die fernöstliche Kulturschulungen deutlich erkennbar macht .
In diesem Sinne können die Interpretationsbögen zu diesen Werken durchaus größer gezogen werden: "Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag" (Konfuzius) - und wohl auch jede Nacht, wäre hier wohl zu ergänzen. Das künstlerische Denken und Handeln als konsequente Synthese wie es Marie Ruprecht vorstellt, ist punktgenaue Konzentration und zugleich stets umfassender erfahrbarer Zusammenhang des prinzipiell Lebendigen. Diese Werke sind Landschaften als summarischer Zusammenhang, der für etwas Größeres steht als für die Summe der Einzelspur, es sind Existenzen zwischen Erfahrung und Bestimmung, die den Menschen beständig im Wechsel von Tag und Nacht als Lebenspartner herausfordern und doch von ihm selbst stets mitgestaltet werden: als Umwelt und Innenwelt zugleich. Die Wegmöglichkeit einer künstlerischen Berührung des Lebens wird in diesen Werkstücken genau so deutlich wie die große Herausforderung, Kunst in diesen Lebenswegrhythmus möglichst tief und direkt einzusetzen.
Dr. Peter Assmann - Kunsthistoriker, Museumsleiter, Schriftsteller und bildender Künstler
Die in der Ausstellung TAG & NACHT gezeigten Werke sind in der Auseinandersetzung mit dem immer wiederkehrenden Rhythmus der Tag- und Nachtzeiten entstanden. Inmitten der Pandemie, in einer Zeit, in der wenig so geblieben ist wie zuvor, war der immer wiederkehrende Rhythmus von Tag und Nacht und die damit verbundenen Rituale und Handlungen eine wichtige unverrückbare Konstante, die für uns alle gleich geblieben ist. Den Rhythmen der Zeit folgende Rituale lassen sich als symbolische Techniken der Einhausung definieren. Sie verwandeln das IN DER WELT SEIN in ein IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN.
Rituale machen aus der Welt einen verlässlichen Ort. Sie sind in der Zeit das, was im Raum eine Wohnung ist. Sie machen die Zeit bewohnbar. Ja, sie machen sie begehbar wie ein Haus. Sie ordnen die Zeit, richten sie ein.
Byung Chul Han, Vom Verschwinden der Rituale: Eine Topologie der Gegenwart