Die in der Ausstellung TAG & NACHT gezeigten Werke sind in der Auseinandersetzung mit dem immer wiederkehrenden Rhythmus der Tag- und Nachtzeiten entstanden. Inmitten der Pandemie, in einer Zeit, in der wenig so geblieben ist wie zuvor, war der immer wiederkehrende Rhythmus von Tag und Nacht und die damit verbundenen Rituale und Handlungen eine wichtige unverrückbare Konstante, die für uns alle gleich geblieben ist. Den Rhythmen der Zeit folgende Rituale lassen sich als symbolische Techniken der Einhausung definieren. Sie verwandeln das IN DER WELT SEIN in ein IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN.
Rituale machen aus der Welt einen verlässlichen Ort. Sie sind in der Zeit das, was im Raum eine Wohnung ist. Sie machen die Zeit bewohnbar. Ja, sie machen sie begehbar wie ein Haus. Sie ordnen die Zeit, richten sie ein.
Byung Chul Han, Vom Verschwinden der Rituale: Eine Topologie der Gegenwart
The works shown in the exhibition DAY & NIGHT were created in response to the recurring rhythm of day and night. In the midst of the pandemic, at a time when little remained as it was before, the recurring rhythm of day and night and the associated rituals and actions were an important, unshakeable constant that remained the same for all of us. Rituals that follow the rhythms of time can be defined as symbolic techniques 1 of enclosure. They transform BEING IN THE WORLD into BEING AT HOME IN TIME.
Rituals make the world a reliable place. They are in time what a dwelling is in space. They make time habitable. Yes, they make it walkable like a house. They order time, set it up.
Byung Chul Han, On the Disappearance of Rituals: A Topology of the Present
Rituale machen aus der Welt einen verlässlichen Ort. Sie sind in der Zeit das, was im Raum eine Wohnung ist. Sie machen die Zeit bewohnbar. Ja, sie machen sie begehbar wie ein Haus. Sie ordnen die Zeit, richten sie ein.
Byung Chul Han, Vom Verschwinden der Rituale: Eine Topologie der Gegenwart
The works shown in the exhibition DAY & NIGHT were created in response to the recurring rhythm of day and night. In the midst of the pandemic, at a time when little remained as it was before, the recurring rhythm of day and night and the associated rituals and actions were an important, unshakeable constant that remained the same for all of us. Rituals that follow the rhythms of time can be defined as symbolic techniques 1 of enclosure. They transform BEING IN THE WORLD into BEING AT HOME IN TIME.
Rituals make the world a reliable place. They are in time what a dwelling is in space. They make time habitable. Yes, they make it walkable like a house. They order time, set it up.
Byung Chul Han, On the Disappearance of Rituals: A Topology of the Present
Ausstellungsansicht // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
Ausstellungsansicht // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // MARIE RUPRECHT / 2021
Ausstellungsansicht // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // MARIE RUPRECHT / 2021
Ausstellungsansicht // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // MARIE RUPRECHT / 2021
Ausstellungsansichten // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // 80 cm x 80 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // 80 cm x 80 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
Ausstellungsansichten // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // 80 cm x 80 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // 80 cm x 80 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
Ausstellungsansichten // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // 20 cm x 20 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // 20 cm x 20 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
Ausstellungsansichten // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // 20 cm x 20 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // 20 cm x 20 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
Ausstellungsansicht // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
FEUER IN DER NACHT / Karbonisiertes Holz / 10 cm x 10 x 10 cm / Serie 10 Stück / MARIE RUPRECHT / 2021
FEUER IN DER NACHT / Karbonisiertes Holz / 10 cm x 10 x 10 cm / Serie 10 Stück / MARIE RUPRECHT / 2021

Ausstellungsansichten // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // unterschiedliche Größen 130 cm x 90 cm - 10 cm x 10 cm x 10 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // unterschiedliche Größen 130 cm x 90 cm - 10 cm x 10 cm x 10 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
Ausstellungsansichten // Exhibition view // MARIE RUPRECHT - TAG & NACHT // Galerie Lebzelterhaus // Vöcklabruck
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // unterschiedliche Größen 130 cm x 90 cm - 10 cm x 10 cm x 10 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
IN DER ZEIT ZU HAUSE SEIN // TAG & NACHT // Tusche und Acryl auf alten Leinenstücken // unterschiedliche Größen 130 cm x 90 cm - 10 cm x 10 cm x 10 cm // MARIE RUPRECHT / 2021
Tag und Nacht
DR. PETER ASSMANN - KUNSTHISTORIKER - MUSEUMSLEITER
Es ist der Wechsel in der Beständigkeit, die Beständigkeit des Wechsels, der konsequent gesetzte Rhythmus, der zur Veränderung führt: die Spuren des Lebens als formende Beschreibungen der andauernden Bewegung der Beständigkeit. Diese manifestieren sich in der Haut der Lebewesen, den Rinden der Bäume, den Geländefurchen. Sie zeigen sich als Verwerfungen, Eingrabungen, Schichtungen, als teilweise geöffnete Bedeckungen und Aufstülpungen, die - unter anderem - dem Licht erst ermöglichen, Schattenzonen entstehen zu lassen und somit auch Unterscheidungen. Es ist die Beständigkeit des Wechsels von Tag und Nacht - so eine der zentralen thematischen Überschriften zur begrifflichen Annäherung an das künstlerische Werk von Marie Ruprecht.
In sensibler Verbindung von Materialauswahl und gestaltender Intervention entstehen Objekte als Zeichensetzung der Spurensuche, als Wegmarkierung zur weiteren Findung. Als behutsamer Impuls zur Kontemplation feiner Energieverschiebungen können diese Kunstwerke ebenso den Anspruch erheben, wie auch als Weg bestimmende Interpretation grundsätzlicher kultureller Haltungen des Menschen. Bei aller Fragilität und Zartheit präsentieren sie sich dennoch sehr selbstbewusst und durchaus bestimmend - dies vor allem aufgrund ihrer formalen Präzision und einer grundgelegten Sauberkeit der künstlerischen Aussage: eine Haltung, die fernöstliche Kulturschulungen deutlich erkennbar macht .
In diesem Sinne können die Interpretationsbögen zu diesen Werken durchaus größer gezogen werden: "Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag" (Konfuzius) - und wohl auch jede Nacht, wäre hier wohl zu ergänzen. Das künstlerische Denken und Handeln als konsequente Synthese wie es Marie Ruprecht vorstellt, ist punktgenaue Konzentration und zugleich stets umfassender erfahrbarer Zusammenhang des prinzipiell Lebendigen. Diese Werke sind Landschaften als summarischer Zusammenhang, der für etwas Größeres steht als für die Summe der Einzelspur, es sind Existenzen zwischen Erfahrung und Bestimmung, die den Menschen beständig im Wechsel von Tag und Nacht als Lebenspartner herausfordern und doch von ihm selbst stets mitgestaltet werden: als Umwelt und Innenwelt zugleich. Die Wegmöglichkeit einer künstlerischen Berührung des Lebens wird in diesen Werkstücken genau so deutlich wie die große Herausforderung, Kunst in diesen Lebenswegrhythmus möglichst tief und direkt einzusetzen.
Es ist der Wechsel in der Beständigkeit, die Beständigkeit des Wechsels, der konsequent gesetzte Rhythmus, der zur Veränderung führt: die Spuren des Lebens als formende Beschreibungen der andauernden Bewegung der Beständigkeit. Diese manifestieren sich in der Haut der Lebewesen, den Rinden der Bäume, den Geländefurchen. Sie zeigen sich als Verwerfungen, Eingrabungen, Schichtungen, als teilweise geöffnete Bedeckungen und Aufstülpungen, die - unter anderem - dem Licht erst ermöglichen, Schattenzonen entstehen zu lassen und somit auch Unterscheidungen. Es ist die Beständigkeit des Wechsels von Tag und Nacht - so eine der zentralen thematischen Überschriften zur begrifflichen Annäherung an das künstlerische Werk von Marie Ruprecht.
In sensibler Verbindung von Materialauswahl und gestaltender Intervention entstehen Objekte als Zeichensetzung der Spurensuche, als Wegmarkierung zur weiteren Findung. Als behutsamer Impuls zur Kontemplation feiner Energieverschiebungen können diese Kunstwerke ebenso den Anspruch erheben, wie auch als Weg bestimmende Interpretation grundsätzlicher kultureller Haltungen des Menschen. Bei aller Fragilität und Zartheit präsentieren sie sich dennoch sehr selbstbewusst und durchaus bestimmend - dies vor allem aufgrund ihrer formalen Präzision und einer grundgelegten Sauberkeit der künstlerischen Aussage: eine Haltung, die fernöstliche Kulturschulungen deutlich erkennbar macht .
In diesem Sinne können die Interpretationsbögen zu diesen Werken durchaus größer gezogen werden: "Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag" (Konfuzius) - und wohl auch jede Nacht, wäre hier wohl zu ergänzen. Das künstlerische Denken und Handeln als konsequente Synthese wie es Marie Ruprecht vorstellt, ist punktgenaue Konzentration und zugleich stets umfassender erfahrbarer Zusammenhang des prinzipiell Lebendigen. Diese Werke sind Landschaften als summarischer Zusammenhang, der für etwas Größeres steht als für die Summe der Einzelspur, es sind Existenzen zwischen Erfahrung und Bestimmung, die den Menschen beständig im Wechsel von Tag und Nacht als Lebenspartner herausfordern und doch von ihm selbst stets mitgestaltet werden: als Umwelt und Innenwelt zugleich. Die Wegmöglichkeit einer künstlerischen Berührung des Lebens wird in diesen Werkstücken genau so deutlich wie die große Herausforderung, Kunst in diesen Lebenswegrhythmus möglichst tief und direkt einzusetzen.
DAY AND NIGHT
DR. PETER ASSMANN – ART HISTORIAN – MUSEUM DIRECTOR
It is the change within constancy, the constancy of change, the consistently established rhythm that leads to transformation: the traces of life as formative descriptions of the ongoing movement of constancy. These manifest themselves in the skin of living beings, the bark of trees, the furrows of the terrain. They appear as faults, depressions, stratifications, as partially opened coverings and upwellings, which – among other things – first allow light to create shadow zones and thus also distinctions. It is the constancy of the change from day to night – one of the central thematic headings for the conceptual approach to the artistic work of Marie Ruprecht.
In a sensitive connection of material selection and formative intervention, objects arise as signs of the search for traces, as markers on the path to further discovery. As a gentle impulse for the contemplation of subtle energy shifts, these works of art can equally assert themselves as a path-defining interpretation of fundamental cultural attitudes of man. For all their fragility and delicacy, they nevertheless present themselves very self-confidently and quite decisively – this above all due to their formal precision and a fundamentally established clarity of artistic expression: an attitude that makes Far Eastern cultural training clearly recognizable.
In this sense, the interpretive arcs for these works can certainly be drawn larger: "If you have the intention to renew yourself, do it every day" (Confucius) – and probably every night as well, would probably have to be added here. Artistic thinking and acting as a consistent synthesis, as Marie Ruprecht presents it, is pinpoint concentration and at the same time a constantly more comprehensively experienceable context of the fundamentally living. These works are landscapes as a summary context, which stands for something greater than the sum of the individual trace, they are existences between experience and determination, which constantly challenge man as a life partner in the change of day and night and yet are always co-shaped by him himself: as environment and inner world at the same time. The possibility of an artistic touch of life becomes just as clear in these pieces as the great challenge to use art as deeply and directly as possible in this rhythm of life.
It is the change within constancy, the constancy of change, the consistently established rhythm that leads to transformation: the traces of life as formative descriptions of the ongoing movement of constancy. These manifest themselves in the skin of living beings, the bark of trees, the furrows of the terrain. They appear as faults, depressions, stratifications, as partially opened coverings and upwellings, which – among other things – first allow light to create shadow zones and thus also distinctions. It is the constancy of the change from day to night – one of the central thematic headings for the conceptual approach to the artistic work of Marie Ruprecht.
In a sensitive connection of material selection and formative intervention, objects arise as signs of the search for traces, as markers on the path to further discovery. As a gentle impulse for the contemplation of subtle energy shifts, these works of art can equally assert themselves as a path-defining interpretation of fundamental cultural attitudes of man. For all their fragility and delicacy, they nevertheless present themselves very self-confidently and quite decisively – this above all due to their formal precision and a fundamentally established clarity of artistic expression: an attitude that makes Far Eastern cultural training clearly recognizable.
In this sense, the interpretive arcs for these works can certainly be drawn larger: "If you have the intention to renew yourself, do it every day" (Confucius) – and probably every night as well, would probably have to be added here. Artistic thinking and acting as a consistent synthesis, as Marie Ruprecht presents it, is pinpoint concentration and at the same time a constantly more comprehensively experienceable context of the fundamentally living. These works are landscapes as a summary context, which stands for something greater than the sum of the individual trace, they are existences between experience and determination, which constantly challenge man as a life partner in the change of day and night and yet are always co-shaped by him himself: as environment and inner world at the same time. The possibility of an artistic touch of life becomes just as clear in these pieces as the great challenge to use art as deeply and directly as possible in this rhythm of life.