DAHIN, WO WIR SCHON SIND
TO WHERE WE ALREADY ARE
In Zeiten multipler Krisen werden wir als Gesellschaft in schnellem Takt vor immer neue Herausforderungen gestellt. Die Ausstellung DER RAUM DAZWISCHEN lädt ein, aus dieser schnellen Aktualität auszutreten, die Art und Weise des Handelns und den Blick auf die Welt zu verschieben und in einen anderen Zeitkontext einzutauchen. Marie Ruprechts an Abstraktion grenzende Kompositionen sind Ideen und Vorstellungen von Landschaft und keine Abbildungen realer Orte. Während wir uns über und unter Horizontlinien bewegen, stellt uns die Künstlerin vor Atmosphären, in welchen der menschliche Blick einen Raum der Ruhe findet. Durch zusammenhängende Serien von Acrylgemälden existieren diese Landschaften im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Figuration. Aus dem Gedächtnis gemalt, verzichten sie auf konkrete Bezugspunkte und erreichen ihre Vielfalt durch die Darstellung atmosphärischer Verhältnisse.
In den speziell für die Ausstellung DER RAUM DAZWISCHEN erarbeiteten Werkgruppen beschäftigt sich Marie Ruprecht mit dem Konzept des japanischen Begriffes MA. MA bedeutet Lücke, Raum, die Pause dazwischen und bezieht sich auf ein spezifisches japanisches Konzept des negativen Raums. Sowohl Raum als auch Zeit werden als Intervall gemessen. MA meint die Zwischenzeit und den Zwischenraum, die Pause zwischen zwei Tönen oder eine leere, freie Fläche in einem Gemälde. Es ist die Interpretation eines leeren Raums, der oft genauso wichtig ist wie der Rest eines Kunstwerks und den Betrachter auf die Absicht eines negativen Raums in einem Kunstwerk aufmerksam macht. MA wird als „eine Leere voller Möglichkeiten, wie ein Versprechen, das noch erfüllt werden muss“ interpretiert und als „die Stille zwischen den Noten, die die Musik machen“ (1) beschrieben.
Der Titel der Werkgruppe DAHIN, WO WIR SCHON SIND ist einem Text Heideggers entnommen. Byung Chul Han schreibt darüber: “Die “untätige Besinnung” gilt dem Zauber des Da, das sich dem Handeln entzieht. Ihre Schritte “führen nicht fort, sondern zurück, dahin , wo wir schon sind”(2) Sie lassen uns “in das gelangen”, “in dessen Bereich wir uns schon aufhalten”(3) In seiner radikalen Immanenz ist dieses Da uns zu nahe, sodass wir es ständig übersehen.”(4) “Wir verlieren den Sinn für Untätigkeit, die kein Unvermögen, keine Verweigerung, keine bloße Abwesenheit von Tätigkeit, sondern ein eigenständiges Vermögen darstellt… Ohne Moment des Zögerns oder des Innehaltens sinkt das Handeln zur blinden Aktion und Reaktion herab. Ohne Ruhe entsteht eine neue Barbarei. Schweigen vertieft das Sprechen. Ohne Stille gibt es keine Musik. ”(5)
In the work groups created specifically for the exhibition DER SPACE IN BETWEEN, Marie Ruprecht deals with the concept of the Japanese term MA. MA means gap, space, the pause between and refers to a specific Japanese concept of negative space. Both space and time are measured as an interval. MA means the inbetween time and the space in between, the break between two tones or an empty, free area in a painting. It is the interpretation of empty space, often as important as the rest of a work of art, alerting the viewer to the intent of negative space in a work of art. MA is interpreted as “a void full of possibilities, like a promise yet to be fulfilled” and described as “the silence between the notes that make the music” (1).
The title of the work group DAHIN, WHERE WE ALREADY ARE is taken from a text by Heidegger. Byung Chul Han writes about it: “do not lead further, but back, to where we already are”(2) They let us “get into that”, “in whose area we are already staying”(3) In its radical immanence, this there is to us close, so that we constantly overlook it.”(4) “We lose the sense of inaction, which is not an inability, not a refusal, not a mere absence of activity, but rather an independent ability... ... Without a moment of hesitation or pause, action descends into blind action and reaction. Without calm a new barbarism will arise. Silence deepens speaking. Without silence there is no music. ”(5)
Quellen: (1) When Less is More: Japanese „MA“ concept, minimalism & beyond“. wawaza.com | (2) Martin Heidegger, Unterwegs zur Sprache, a.a.O., S 208 | (3) ebenda | (4) Byung - Chul Han, Vita Contemplativa - oder von der Untätigkeit, Ullstein Verlag , Berlin, 2022, S 46 | (5), Byung - Chul Han, Vita Contemplativa - oder von der Untätigkeit, Ullstein Verlag , Berlin, 2022, S 9 ff
Der Titel der Werkgruppe DAHIN, WO WIR SCHON SIND ist einem Text Heideggers entnommen. Byung Chul Han schreibt darüber: “Die “untätige Besinnung” gilt dem Zauber des Da, das sich dem Handeln entzieht. Ihre Schritte “führen nicht fort, sondern zurück, dahin , wo wir schon sind”(2) Sie lassen uns “in das gelangen”, “in dessen Bereich wir uns schon aufhalten”(3) In seiner radikalen Immanenz ist dieses Da uns zu nahe, sodass wir es ständig übersehen.”(4) “Wir verlieren den Sinn für Untätigkeit, die kein Unvermögen, keine Verweigerung, keine bloße Abwesenheit von Tätigkeit, sondern ein eigenständiges Vermögen darstellt… Ohne Moment des Zögerns oder des Innehaltens sinkt das Handeln zur blinden Aktion und Reaktion herab. Ohne Ruhe entsteht eine neue Barbarei. Schweigen vertieft das Sprechen. Ohne Stille gibt es keine Musik. ”(5)
In the work groups created specifically for the exhibition DER SPACE IN BETWEEN, Marie Ruprecht deals with the concept of the Japanese term MA. MA means gap, space, the pause between and refers to a specific Japanese concept of negative space. Both space and time are measured as an interval. MA means the inbetween time and the space in between, the break between two tones or an empty, free area in a painting. It is the interpretation of empty space, often as important as the rest of a work of art, alerting the viewer to the intent of negative space in a work of art. MA is interpreted as “a void full of possibilities, like a promise yet to be fulfilled” and described as “the silence between the notes that make the music” (1).
The title of the work group DAHIN, WHERE WE ALREADY ARE is taken from a text by Heidegger. Byung Chul Han writes about it: “do not lead further, but back, to where we already are”(2) They let us “get into that”, “in whose area we are already staying”(3) In its radical immanence, this there is to us close, so that we constantly overlook it.”(4) “We lose the sense of inaction, which is not an inability, not a refusal, not a mere absence of activity, but rather an independent ability... ... Without a moment of hesitation or pause, action descends into blind action and reaction. Without calm a new barbarism will arise. Silence deepens speaking. Without silence there is no music. ”(5)
Quellen: (1) When Less is More: Japanese „MA“ concept, minimalism & beyond“. wawaza.com | (2) Martin Heidegger, Unterwegs zur Sprache, a.a.O., S 208 | (3) ebenda | (4) Byung - Chul Han, Vita Contemplativa - oder von der Untätigkeit, Ullstein Verlag , Berlin, 2022, S 46 | (5), Byung - Chul Han, Vita Contemplativa - oder von der Untätigkeit, Ullstein Verlag , Berlin, 2022, S 9 ff
DAHIN, WO WIR SCHON SIND
Acryl auf Leinwand // Größen von 20 cm x 20 cm bis 120 cm x 150 cm // MARIE RUPRECHT // 2024
TO WHERE WE ALREADY ARE
Acrylic on canvas // different sizes // MARIE RUPRECHT // 20 cm x 20 cm - 120 cm x 150 cm // 2024
Acryl auf Leinwand // Größen von 20 cm x 20 cm bis 120 cm x 150 cm // MARIE RUPRECHT // 2024
TO WHERE WE ALREADY ARE
Acrylic on canvas // different sizes // MARIE RUPRECHT // 20 cm x 20 cm - 120 cm x 150 cm // 2024