Marie Ruprecht, 1975 in Oberösterreich geboren, lebt und arbeitet in Aschach an der Donau. Sie studierte Experimentelle Visuelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz und machte 2001 ihr Diplom bei Proffessor Dr. Herbert Lachmayer.
Ein wesentliches Merkmal ihrer Arbeiten ist die unmittelbare Auseinandersetzung mit den vorgefundenen räumlichen und inhaltlichen Gegebenheiten und die themenbezogene Aneignung immer wieder neuer Kulturtechniken zur Umsetzung ihrer Werke. Die Beschaffenheit der verwendeten Materialien sowie unterschiedliche Verarbeitungsmethoden und der experimentelle Umgang damit fließen bewußt in den Gestaltungsprozess ein. Die verwendeten Materialien werden auf ihre Möglichkeiten getestet und das Verhältnis zwischen präzise Planbarem und unvorhersehbar Zufälligem wird immer wieder aufs Neue ausgelotet. |
Ihre Werke werden international in Ausstellungen in Galerien, auf Kunstmessen und in Museen gezeigt und sind in öffentlichen sowie privaten Sammlungen wie der Kunstsammlung des Landes Oberösterreich, der Sammlung der Stadt Linz, der Sammlung Museum Angerlehner und der Sammlung des CICA Museum in Korea vertreten.
Marie Ruprecht ist Initiatorin und Leiterin des KUNSTSALONs gemeinsam mit Antonia Riederer. Sie ist Mitglied der Vereinigung KÜNSTLERHAUS Wien, Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, der Künstlervereinigung Die KUNSTSCHAFFENDEN / Galerie im OÖ Kulturquartier, der Galerie DIE FORUM Wels, der IG Bildende Kunst & des Alumni FORUM der Kunstuniversität Linz Marie Ruprecht erhielt Stipendien des Österreichischen Bundeskanzleramtes, des Landes Oberösterreich, der Stadt Linz und der Association of Icelandic Artists. |
Installation view // DER RAUM DAZWISCHEN // MUSEUM ANGERLEHNER // 2024 // Foto: Pia Sternbauer
Installation view // DER RAUM DAZWISCHEN // MUSEUM ANGERLEHNER // DAHIN, WO WIR SCHON SIND // Acry auf Leinwand // Marie Ruprecht // 2024
In Zeiten multipler Krisen werden wir als Gesellschaft in schnellem Takt vor immer neue Herausforderungen gestellt. Die Ausstellung DER RAUM DAZWISCHEN lädt ein, aus dieser schnellen Aktualität auszutreten, die Art und Weise des Handelns und den Blick auf die Welt zu verschieben und in einen anderen Zeitkontext einzutauchen. Marie Ruprechts an Abstraktion grenzende Kompositionen sind Ideen und Vorstellungen von Landschaft und keine Abbildungen realer Orte. Während wir uns über und unter Horizontlinien bewegen, stellt uns die Künstlerin vor Atmosphären, in welchen der menschliche Blick einen Raum der Ruhe findet. Durch zusammenhängende Serien von Acrylgemälden existieren diese Landschaften im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Figuration. Aus dem Gedächtnis gemalt, verzichten sie auf konkrete Bezugspunkte und erreichen ihre Vielfalt durch die Darstellung atmosphärischer Verhältnisse.
In den speziell für die Ausstellung DER RAUM DAZWISCHEN erarbeiteten Werkgruppen beschäftigt sich Marie Ruprecht mit dem Konzept des japanischen Begriffes MA. MA bedeutet Lücke, Raum, die Pause dazwischen und bezieht sich auf ein spezifisches japanisches Konzept des negativen Raums. Sowohl Raum als auch Zeit werden als Intervall gemessen. MA meint die Zwischenzeit und den Zwischenraum, die Pause zwischen zwei Tönen oder eine leere, freie Fläche in einem Gemälde. Es ist die Interpretation eines leeren Raums, der oft genauso wichtig ist wie der Rest eines Kunstwerks und den Betrachter auf die Absicht eines negativen Raums in einem Kunstwerk aufmerksam macht. MA wird als „eine Leere voller Möglichkeiten, wie ein Versprechen, das noch erfüllt werden muss“ interpretiert und als „die Stille zwischen den Noten, die die Musik machen“ (1) beschrieben.
Installation view // DER RAUM DAZWISCHEN // MUSEUM ANGERLEHNER // HÖREN WAS DER WIND SAGT // Porzellan gebrannt // Marie Ruprecht // 2024
Auf das Konzept des MA bezieht sich die speziell für die Ausstellung angefertigte Werkgruppe HÖREN WAS DER WIND SAGT. Unterschiedlichste von Vöglen und Insekten gebaute Rückzugsorte und Ruheplätze wurden in dieser Werkgruppe abgebildet.
"Die Landschaft ist immer schon da, die Natur in ihrer Vielschichtigkeit. Als Ergänzung zu den gemalten Werken schafft Marie Ruprecht auch plastische Wahrnehmungen der Natur. Sie gießt verlassene Vogelnester oder leere Bienenwaben mit Porzellan aus. Durch diesen Negativraum kann man das Innenleben einer uns sonst verschlossenen oder nur sehr flüchtig betrachteten Welt wahrnehmen. Sie ist nicht für uns bestimmt, und dennoch können wir uns durch diese natürlichen Habitate anderen Lebewesen nahe fühlen, uns in ihnen bewegen, zumindest mit den Augen. Wir sehen mit welcher architektonischen Akribie diese Tiere am Werk sind, wie kunstvoll sie sich einen Rückzugsraum schaffen."
Auf das Konzept des MA bezieht sich die speziell für die Ausstellung angefertigte Werkgruppe HÖREN WAS DER WIND SAGT. Unterschiedlichste von Vöglen und Insekten gebaute Rückzugsorte und Ruheplätze wurden in dieser Werkgruppe abgebildet.
"Die Landschaft ist immer schon da, die Natur in ihrer Vielschichtigkeit. Als Ergänzung zu den gemalten Werken schafft Marie Ruprecht auch plastische Wahrnehmungen der Natur. Sie gießt verlassene Vogelnester oder leere Bienenwaben mit Porzellan aus. Durch diesen Negativraum kann man das Innenleben einer uns sonst verschlossenen oder nur sehr flüchtig betrachteten Welt wahrnehmen. Sie ist nicht für uns bestimmt, und dennoch können wir uns durch diese natürlichen Habitate anderen Lebewesen nahe fühlen, uns in ihnen bewegen, zumindest mit den Augen. Wir sehen mit welcher architektonischen Akribie diese Tiere am Werk sind, wie kunstvoll sie sich einen Rückzugsraum schaffen."
Dr. Christine Haiden - Vorsitzende Landeskulturbeirat OÖ
Installation view // DER RAUM DAZWISCHEN // MUSEUM ANGERLEHNER // DAHIN, WO WIR SCHON SIND Nr. 24 // 150 cm x 120 cm // Acry auf Leinwand // Marie Ruprecht // 2024
Der Titel der Werkgruppe DAHIN, WO WIR SCHON SIND ist einem Text Heideggers entnommen. Byung Chul Han schreibt darüber: “Die “untätige Besinnung” gilt dem Zauber des Da, das sich dem Handeln entzieht. Ihre Schritte “führen nicht fort, sondern zurück, dahin , wo wir schon sind”(2) Sie lassen uns “in das gelangen”, “in dessen Bereich wir uns schon aufhalten”(3) In seiner radikalen Immanenz ist dieses Da uns zu nahe, sodass wir es ständig übersehen.”(4) “Wir verlieren den Sinn für Untätigkeit, die kein Unvermögen, keine Verweigerung, keine bloße Abwesenheit von Tätigkeit, sondern ein eigenständiges Vermögen darstellt... Ohne Moment des Zögerns oder des Innehaltens sinkt das Handeln zur blinden Aktion und Reaktion herab. Ohne Ruhe entsteht eine neue Barbarei. Schweigen vertieft das Sprechen. Ohne Stille gibt es keine Musik. ”(5)
Quellen: (1) When Less is More: Japanese „MA“ concept, minimalism & beyond“. wawaza.com | (2) Martin Heidegger, Unterwegs zur Sprache, a.a.O., S 208 | (3) ebenda | (4) Byung - Chul Han, Vita Contemplativa - oder von der Untätigkeit, Ullstein Verlag , Berlin, 2022, S 46 | (5), Byung - Chul Han, Vita Contemplativa - oder von der Untätigkeit, Ullstein Verlag , Berlin, 2022, S 9 ff
Der Titel der Werkgruppe DAHIN, WO WIR SCHON SIND ist einem Text Heideggers entnommen. Byung Chul Han schreibt darüber: “Die “untätige Besinnung” gilt dem Zauber des Da, das sich dem Handeln entzieht. Ihre Schritte “führen nicht fort, sondern zurück, dahin , wo wir schon sind”(2) Sie lassen uns “in das gelangen”, “in dessen Bereich wir uns schon aufhalten”(3) In seiner radikalen Immanenz ist dieses Da uns zu nahe, sodass wir es ständig übersehen.”(4) “Wir verlieren den Sinn für Untätigkeit, die kein Unvermögen, keine Verweigerung, keine bloße Abwesenheit von Tätigkeit, sondern ein eigenständiges Vermögen darstellt... Ohne Moment des Zögerns oder des Innehaltens sinkt das Handeln zur blinden Aktion und Reaktion herab. Ohne Ruhe entsteht eine neue Barbarei. Schweigen vertieft das Sprechen. Ohne Stille gibt es keine Musik. ”(5)
Quellen: (1) When Less is More: Japanese „MA“ concept, minimalism & beyond“. wawaza.com | (2) Martin Heidegger, Unterwegs zur Sprache, a.a.O., S 208 | (3) ebenda | (4) Byung - Chul Han, Vita Contemplativa - oder von der Untätigkeit, Ullstein Verlag , Berlin, 2022, S 46 | (5), Byung - Chul Han, Vita Contemplativa - oder von der Untätigkeit, Ullstein Verlag , Berlin, 2022, S 9 ff
Installation view // DER RAUM DAZWISCHEN // MUSEUM ANGERLEHNER // DAHIN, WO WIR SCHON SIND Nr. 1 // 120 cm x 120 cm // Acry auf Leinwand // Marie Ruprecht // 2024
Installation view // TIME TO IMAGINE // Dokumentationszentrum für moderne Kunst Niederösterreich // 2023
"Marie Ruprechts Medien sind Malerei, Kleinskulptur, Fotografie und Film. Sie lädt sich, wie sie mir im Vorfeld erzählt hat, gerne den Zufall ein bei ihren Bildfindungen. Die Weltall-Aufnahmen, die das James Webb Teleskop seit kurzem liefert, sind eine große Inspiration. Es sind galaktische Landschaften, die sich hier eröffnen, schwarze Löcher, die aufreißen. Ein besonderes Interesse an der Materialität und monochrome Farbgebung sind charakteristisch für die Künstlerin: Mit schwarzer Farbe und viel Wasser bringt Marie Ruprecht viele verschiedene Schichten auf grobes belgisches Leinen auf und arbeitet sich so an die Dunkelheit heran. Die Künstlerin ist stark beeinflusst von fernöstlicher Zen-Malerei und dem Freiwerden von der Bezogenheit auf das eigene Ich. In der Ausstellung präsentiert sie auch eine Arbeit aus geschnittenen Baumscheiben, die sie nach einer japanischen Technik verkohlt bzw. karbonisiert hat, aus der ausgebürsteten Kohle entstanden wiederum kleine Malereien: „Mit sehr wenig sehr viel“ ist die Prämisse von Marie Ruprecht."
Dr. Lisa Ortner-Kreil - Kunsthistorikerin und Kuratorin - Kunstforum Wien
SCHNELL IST DER MOND // Acryl auf Leinen // 80 cm x 80 cm // MARIE RUPRECHT // 2023
ZUNEIGUNG // schwarzes Porzellan gebrannt // 15 cm - 30 cm Ø // MARIE RUPRECHT // 2022
Installation view // TIME TO IMAGINE // Dokumentationszentrum für moderne Kunst Niederösterreich // 2023
Installation view // KUNSTSALON // Der Lauf des Lebens // Dornbirn // 2023
IM GRUNDE GENOMMEN GIBT ES NICHTS // Karbonisiertes Holz // Yakisugi // 18 cm bis 32 cm Ø // MARIE RUPRECHT / 2023
SCHNELL IST DER MOND // Acryl auf Leinen // 25 cm x 25 cm // MARIE RUPRECHT // 2023
DIE MITTE IST ÜBERALL // Acryl auf Leinen // 110 cm Ø // MARIE RUPRECHT / 2022
DIE FLÜCHTIGKEIT DES LEBENS UND DIE ZERBRECHLICHE SCHÖNHEIT DARIN // Kugeln und Kugelbruchstücke unterschiedliche Größen / schwarzes Porzellan gebrannt // MARIE RUPRECHT / 2023
Installation view // TIME TO IMAGINE // Dokumentationszentrum für moderne Kunst Niederösterreich // 2023
IM GRUNDE GENOMMEN GIBT ES NICHTS // Karbonisiertes Holz // Yakisugi // 18 cm bis 32 cm Ø // MARIE RUPRECHT / 2023
Es ist der Wechsel in der Beständigkeit, die Beständigkeit des Wechsels, der konsequent gesetzte Rhythmus, der zur Veränderung führt: die Spuren des Lebens als formende Beschreibungen der andauernden Bewegung der Beständigkeit. Diese manifestieren sich in der Haut der Lebewesen, den Rinden der Bäume, den Geländefurchen. Sie zeigen sich als Verwerfungen, Eingrabungen, Schichtungen, als teilweise geöffnete Bedeckungen und Aufstülpungen, die - unter anderem - dem Licht erst ermöglichen, Schattenzonen entstehen zu lassen und somit auch Unterscheidungen. Es ist die Beständigkeit des Wechsels von Tag und Nacht - so eine der zentralen thematischen Überschriften zur begrifflichen Annäherung an das künstlerische Werk von Marie Ruprecht.
In sensibler Verbindung von Materialauswahl und gestaltender Intervention entstehen Objekte als Zeichensetzung der Spurensuche, als Wegmarkierung zur weiteren Findung. Als behutsamer Impuls zur Kontemplation feiner Energieverschiebungen können diese Kunstwerke ebenso den Anspruch erheben, wie auch als Weg bestimmende Interpretation grundsätzlicher kultureller Haltungen des Menschen. Bei aller Fragilität und Zartheit präsentieren sie sich dennoch sehr selbstbewusst und durchaus bestimmend - dies vor allem aufgrund ihrer formalen Präzision und einer grundgelegten Sauberkeit der künstlerischen Aussage: eine Haltung, die fernöstliche Kulturschulungen deutlich erkennbar macht .
In diesem Sinne können die Interpretationsbögen zu diesen Werken durchaus größer gezogen werden: "Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag" (Konfuzius) - und wohl auch jede Nacht, wäre hier wohl zu ergänzen. Das künstlerische Denken und Handeln als konsequente Synthese wie es Marie Ruprecht vorstellt, ist punktgenaue Konzentration und zugleich stets umfassender erfahrbarer Zusammenhang des prinzipiell Lebendigen. Diese Werke sind Landschaften als summarischer Zusammenhang, der für etwas Größeres steht als für die Summe der Einzelspur, es sind Existenzen zwischen Erfahrung und Bestimmung, die den Menschen beständig im Wechsel von Tag und Nacht als Lebenspartner herausfordern und doch von ihm selbst stets mitgestaltet werden: als Umwelt und Innenwelt zugleich. Die Wegmöglichkeit einer künstlerischen Berührung des Lebens wird in diesen Werkstücken genau so deutlich wie die große Herausforderung, Kunst in diesen Lebenswegrhythmus möglichst tief und direkt einzusetzen.
In sensibler Verbindung von Materialauswahl und gestaltender Intervention entstehen Objekte als Zeichensetzung der Spurensuche, als Wegmarkierung zur weiteren Findung. Als behutsamer Impuls zur Kontemplation feiner Energieverschiebungen können diese Kunstwerke ebenso den Anspruch erheben, wie auch als Weg bestimmende Interpretation grundsätzlicher kultureller Haltungen des Menschen. Bei aller Fragilität und Zartheit präsentieren sie sich dennoch sehr selbstbewusst und durchaus bestimmend - dies vor allem aufgrund ihrer formalen Präzision und einer grundgelegten Sauberkeit der künstlerischen Aussage: eine Haltung, die fernöstliche Kulturschulungen deutlich erkennbar macht .
In diesem Sinne können die Interpretationsbögen zu diesen Werken durchaus größer gezogen werden: "Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag" (Konfuzius) - und wohl auch jede Nacht, wäre hier wohl zu ergänzen. Das künstlerische Denken und Handeln als konsequente Synthese wie es Marie Ruprecht vorstellt, ist punktgenaue Konzentration und zugleich stets umfassender erfahrbarer Zusammenhang des prinzipiell Lebendigen. Diese Werke sind Landschaften als summarischer Zusammenhang, der für etwas Größeres steht als für die Summe der Einzelspur, es sind Existenzen zwischen Erfahrung und Bestimmung, die den Menschen beständig im Wechsel von Tag und Nacht als Lebenspartner herausfordern und doch von ihm selbst stets mitgestaltet werden: als Umwelt und Innenwelt zugleich. Die Wegmöglichkeit einer künstlerischen Berührung des Lebens wird in diesen Werkstücken genau so deutlich wie die große Herausforderung, Kunst in diesen Lebenswegrhythmus möglichst tief und direkt einzusetzen.
DR. PETER ASSMANN - KUNSTHISTORIKER, MUSEUMSLEITER, SCHRIFTSTELLER
Installation view // KUNSTSALON // Der Lauf des Lebens // Dornbirn // 2023
ZUNEIGUNG // schwarzes Porzellan gebrannt // 15 cm - 30 cm Ø // MARIE RUPRECHT / 2022
MORGEN WIE GESTERN // Acryl auf Leinwand // Marie Ruprecht // 2022
HOTEIS SCHLAF VERWANDELT DIE GANZE SCHÖPFUNG IN EINEN FLÜCHTIGEN TRAUM // Holzkohlepigment auf Bütte // MARIE RUPRECHT / 2022
Installation view // TIME TO IMAGINE // Dokumentationszentrum für moderne Kunst Niederösterreich // 2023
Marie Ruprechts Arbeiten vereinen sich meist in Werkgruppen. Ihre künstlerische Arbeitsweise ist geprägt von ihrer Liebe zum Experiment in Hinblick auf das verwendete Material. Das Ausprobieren neuer künstlerischer Techniken gehört wie selbstverständlich zu ihrem künstlerischen Habitus. Die Besonderheiten der jeweiligen Techniken fließen in die visuelle Gestaltung mit ein. Ruprechts Werke schaffen Gedankenräume, denen es als Betrachtende nachzuspüren gilt. Die Umsetzung ist dabei oft minimalistisch und reduziert, dennoch finden sich Elemente des Vertrauten in ihnen und lassen uns in unserer Betrachtung innehalten.
MAG. MARGOT NAZZAL - LEITUNG DIREKTION KULTUR UND GESELLSCHAFT LAND OBERÖSTERREICH
DER MOND BLEIBT HELL / Holzkohlepigment auf Bütte / 22 cm x 22 cm gerahmt / Serie 9 Stück / MARIE RUPRECHT / 2021
FEUER IN DER NACHT / Karbonisiertes Holz / 10 cm x 10 x 10 cm / Serie 10 Stück / MARIE RUPRECHT / 2021
GOLD // Fragmente des Fluechtigen Fragmente des Bleibenden // 14 Karat Gold auf handgefertigtem Papier // MARIE RUPRECHT // 2019
Installation view // KUNSTSALON // Kulturmodell Passau // 2020
FRAGMENTE DES FLÜCHTIGEN / FRAGMENTE DES BLEIBENDEN / SPUREN DER ZEIT / Prägedruck / Unikat auf Bütte / 30 cm x 40 cm incl. Rahmung / Serie 30 Stück / MARIE RUPRECHT / 2019 - 2020
FEIERABEND / Serie Nr. 1 bis Nr. 10 / Ziegelton & Sand gebrannt / MARIE RUPRECHT / 2018
Installation view // KUNSTSALON // Hipp-Halle // Gmunden // 2018
Installation view // KUNSTSALON // Hipp-Halle // Gmunden // 2018
DIE WELT DER DINGE / Japanische Tusche auf Karton / 34 cm x 27 cm gerahmt / Serie Nr. 1 bis Nr. 24 / MARIE RUPRECHT / 2018
Installation view // KUNSTSALON // Hipp-Halle // Gmunden // 2018
Marie Ruprecht arbeitet in Werkgruppen, die technisch perfekt ausgefeilt und ebenso experimentell ihre individuelle Weltsicht aufzeigen. Im Sinne einer Spurensicherung dokumentiert sie Gegenstände des täglichen Gebrauchs und damit auch Alltagsgeschichten. Marie Ruprecht schafft Gedankenräume mit Objekten, die uns manchmal sehr vertraut sind, aber in ihrer fragmentarischen Reproduktion gerne rätselhaft und spannend bleiben. Oftmals konservieren sie einen Moment und betonen dadurch ihre Zeitlosigkeit. Die minimalistische, formale Umsetzung kann den Inhalt nicht besser transportieren: ohne farbige Opulenz sensibilisiert uns das Werk Marie Ruprechts. Das Locard´sche Prinzip besagt, dass bei Berührung zweier Gegenstände an beiden immer eine Spur zurückbleibt. Dies gilt nicht nur für ihr Arbeitsprinzip, sondern im übertragenen Sinn auch für uns Betrachter in der Auseinandersetzung mit der Kunst Marie Ruprechts.
MAG. ANDREAS STROHHAMMER - LENTOS KUNSTMUSEUM
Seit 2012 widmet sich Marie Ruprecht in immer wiederkehrenden Zeitabschnitten der abstrakten Landschaftsdarstellung. Reliefartig entstehen aus Falten und Strukturen alter Leinen Stücke fast skulptural anmutende Landschaftsgemälde. Im Licht der jeweiligen Jahreszeit, in vielen Schichten entstanden, sind es Bilder sich selbst genügender Landschaften.
"Aus Knittern und Falten werden Landschaften. Fast meditativ verleiten sie dazu, sich in der Zeit zu verlieren."
"Aus Knittern und Falten werden Landschaften. Fast meditativ verleiten sie dazu, sich in der Zeit zu verlieren."
DR. CHRISTINE HAIDEN - JOURNALISTIN, AUTORIN, CHEFREDAKTEURIN UND DOZENTIN
Marie Ruprecht untersucht und materialisiert Zeit in kleinen Formaten. Sensibel sucht sie, was im Außen an Spuren der Zeit flüchtig und was bleibend ist. So hat sie Teile eines alten Schlosses, Stücke des Sternparketts oder der ganz alten Ziegel mit einer ganz eigenen, von ihr erfundenen Methode in einem Prägedruck aus der Zeit genommen und sie in neuer Form in die Zeit hineingesetzt. Marie Ruprecht experimentiert gerne mit Techniken. Für einen Text von Jan Wagner hat sie den Wiederdruck der Schrift mit dem Abrieb eines Bleistiftspitzers wieder sichtbar gemacht und sozusagen in die Zeit zurückgeholt.... Nichts ist, wie es ist, aber alles wird ununterbrochen, was es werden kann. Das ist ein Wesenszug von Zeit und vielleicht auch der Kunst.
DR. CHRISTINE HAIDEN - JOURNALISTIN, AUTORIN, CHEFREDAKTEURIN UND DOZENTIN
Die Kunst von Marie Ruprecht zeigt uns, dass man einen Eindruck vom Großen Ganzen auch dann gewinnt, wenn man seine Aufmerksamkeit auf das kleine Detail richtet. Der Ausschnitt, auf den wir schauen, ist niemals der einzig mögliche. Wir leben in einer Zeit, in der wir oft so vieles absolut setzen wollen; dabei vergessen wir, dass nur eine winzige Änderung der Perspektive unserem Blick und unserer Wahrnehmung eine ganz andere Dimension verleiht.
DR. ELISABETH MAYR-KERN - LANDESKULTURDIREKTION OBERÖSTERREICH
Die Fähigkeit zu erkennen, dass die vielleicht auf den ersten Blick unscheinbaren Dinge jene sind, die uns im Leben begleiten, erinnern, wichtig sind und uns auch retten können ist ein weiterer Zugang. Dass sie es deshalb wert sind, sich mit ihnen mehr als sonst üblich in Bezug zu setzen vollführt Marie Ruprecht in der Serie DIE WELT DER DINGE, auf denen sie mit einem Pinselstrich Dinge – und zwar ohne den Blick von ihnen abzuwenden – auf Papier bringt, die sich zum Zeitpunkt des Arbeitens in unmittelbarer Nähe befanden.
MAG. WILTRUD KATHERINA HACKL - JOURNALISTIN & AUTORIN
Bei der Kunst von Marie Ruprecht geht es um die tiefe Berührung, die ihre Arbeiten im Betrachter hervorrufen können. Der Blick für Details, reduzierte Pinselstriche und Perspektiven, schemenhafte nebulose Gestalten in vielschichtigen Szenerien. Die Liebe und Hinwendung zum Alltäglichen in ihrem Umfeld geben dem Gewöhnlichen etwas Besonderes. Diese Strahlkraft berührt eindrucksvoll und nachhaltig.